Sunday, September 07, 2014

Sonic Boom!

Ash clouds from Tavurvur volcano spread across the eastern part of Rabaul town on 19 September 1994, as seen here from Observatory Ridge at 7.30 am. The lower of the two layers of cloud represents an earlier phase of the eruption. Source.

Wow.

I will never forget Rabaul.
I was on the infamous Voyage of Discovery, and was keeping a log for a German dive mag.
This is what I find, c/p.
Rabaul, Neu-Britannien, Papua-Neuguinea, 9.-13. August 2002 

Menschenskinder, in was bin ich denn da hier hineingeraten...!!!! 
Rabaul, das soll mal eine der Perlen der Südsee gewesen sein, idyllisch gelegen in einem der sichersten Naturhäfen der Welt, mit wunderschönen Promenaden und Stränden, einem regen Handel, feinen kleinen Hotels und Restaurant, sogar eine eigene Musikszene soll's hier mal gegeben haben.
Gehört hatte ich davon vor gut zwanzig Jahren in Cooktown, Nordostaustralien. Ich hatte dort einen Muschelsammler besucht und der kramte die tollsten seltenen Kauris hervor, alle in Rabaul beim Nachttauchen an den senkrechten Steilabfällen gefunden. Und damals hatt' ich mir geschworen, einmal würd' auch ich nach Rabaul reisen.

Und nun bin ich hier und, gelinde gesagt, völlig geschockt. 
Denn zwischen dem Gespräch in Australien und heute passierte der 19. September 1994. Da fing der kleine Tavurvur an, meilenhoch Rauch, Lava und Asche zu spucken und eine Stunde später, auch der grössere Krater auf der entgegengesetzten Seite der Bucht, Vulkan. Zehn Tage ging das praktisch ununterbrochen so weiter, begleitet von Erdstössen und Schlammlavinen, und am Ende war der ganze moderne Teil von Rabaul unter einer mehrere Meter dicken Schicht aus Asche und Bimmstein begraben.

Tavurvur machte noch bis letztes Jahr regelmässig mächtig Radau, mit noch mehr Asche und mit Donnerschlägen, die bis in Neu-Irland gehört werden konnten und deren Druckwelle bei der Coca-Cola-Abfüllanlage die Hangartüren aus den Geleisen springen liess. 
Heutzutage raucht er mehr oder weniger friedlich vor sich hin, wobei die nächste Katastrophe lediglich eine Frage der Zeit ist, denn die Region ist und bleibt unstabil. Und dabei war ja dies alles nichts mehr als, auf gut Deutsch gesagt, chickenshit: denn all diese Vulkankegel rundrum sind lediglich kleine Pickel auf dem Rand des eigentlichen, riesigen Vulkans, dessen Caldera das Hafenbecken bildet. Sollte der jemals wieder ausbrechen – was anscheinend alle 3000 Jahre geschehen soll – wird hier wohl alles im Umkreis von 50 oder mehr Kilometern zerstört werden.
...

Ganz anders die Situation damals in Rabaul. 
Hier scheinen die meisten Einwohner den Ausbruch als einen unvermeidlichen Schicksalsschlag aufgenommen zu haben und somit wurden auch keine nennenswerte Versuche unternommen, die Stadt zu retten, obwohl dies am Anfang durchaus möglich gewesen sei. Einzig die Hoteliers des Hamamas Hotels und der ehrwürdigen Kaivuna Lodge fuhren sobald möglich zu ihren Gebäuden, um die Asche von den Dächern zu entfernen. Fast alle Häuser standen damals noch, aber als dann der Regen kam, verwandelte sich die Ascheschicht in eine tonnenschwere Last und eines nach dem anderen brachen fast alle anderen Gebäude nach und nach darunter ein, wochenlang soll das gegangen sein. Die lokale Verwaltung war zudem total überfordert und überliess das Feld kampflos den Plünderern, die die fast noch grössere Zerstörung anrichteten. 
Davon hat sich Rabaul nie erholt. 

Ich hab mich in der Kaivuna Lodge einquartiert und versuche, etwas von der alten Südseeatmosphäre zu erhaschen.
Aber das ist wirklich vergebliche Liebesmüh, das Städchen hat sich selbst dem Untergang geweiht und vegetiert vor sich hin, zehrt von der spärlichen noch vorhandenen Infrastruktur, bis diese dann endgültig ihren Geist aufgeben wird und es Zeit wird, den endgültigen Exodus einzuläuten. Dort, wo ich residiere, wurde genau eine einzige Strasse freigeschaufelt, ansonsten breitet sich so fern das Auge reicht eine karge Einöde aus, aus der die spärlichen Überreste des ehemaligen Geschäftsviertels ragen, wie Kulissen eines Endzeitfilms. An den Strassenrändern, wie schmutzige Schneeverwehungen, meterhoch die Asche, spärlich von Gräsern überwuchert, immer wieder vom Wind hochgewirbelt und andernorts wieder deponiert. Vor dem grosszügigen Treppenaufgang eines der ursprünglichen Prachtgebäude, von dem heute nur noch die geplünderten Fundamente traurig in den Himmel starren, sind noch die Parkplätze eingezeichnet - doppelt ironisch, denn mittlerweile scheint's hier auch fast keine Autos mehr zu geben. An einer einsamen Backsteinfassade, die bunte Aufschrift "Always" und darunter, halb aus dem Substrat emporragend, die Abbildung einer Colaflasche – das letzte mal, dass ich sowas gesehen habe, war in "Planet of the Apes".

Etwas weiter immitten der Einöde, das damals gerettete Hamamas Hotel, wie die Kaivuna Lodge gerade noch akzeptabel, mit schmucklosen Räumen mit aircon und Fersehn ( MTV , Australisches Frühstücksfernsehn , Sportkanal und als besonderer kultureller Leckerbissen, Indische Hitparade) aber anständigen Restaurants.
Und dann der Rabaul Yacht Club: gut hundert Meter vom trüben Wasser entfernt, umgeben von aschgrauer Wüste, ein Paar lieblose unverputzte Backsteinblöcke, welche als Tavelodge ein karges Dasein fristen und dann ein Wellblechdach, der "Club" selbst, unter dem eine menschenleere Bar dahinvegetiert, drumherum ein rostender Zaun mit Stacheldraht: in acht Jahren wurde hier kein Strauch und kein Grashalm gepflanzt, keine Boje gesetzt, keine Jetty gebaut, die Strasse hierher eine Sandpiste – traurig und hoffnungslos, no future.


Ursplünglich wollten wir uns vor dem Yacht Club an die Mooring hängen, aber es ist hier so trostlos, dass wir am anderen Ende der Bucht am Dock bleiben, trostlos ebenfalls aber zumindest nahe beim Markt und dem Spritterminal - für mich jedoch gute 45 Minuten staubiger Fussmarsch unter der sengenden Sonne, denn Taxis gibt's hier nicht und das einzige Auto der Lodge ist meistens ausgebucht, um Gäste im 40 Minuten entfernten neuen Flughafen abzuholen oder die wenige Taucher zum Beachdiving zu karren. 
There you have it - sonic boom and all! :)

Anyway.
Back then in 2002, it was an eerie dead place, with an ash cover of several feet. The people had been relocated to Kokopo, but a few, like the owners of the Kaivuna Lodge where I stayed had dug out their possessions from the ashes and persevered, against all odds. Rabaul sits on the rim of the enormous Rabaul Caldera, a pyroclastic shield volcano with several side vents, among which the devastatingly dangerous Tavurvur and Vulcan, and it was only a matter of time til one would explode again.

And explode it did.



Stories here and here - background here.
And there's another video here.
 

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